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Jubiläum

«Veränderung nicht um der Veränderung willen»

Zu unserem 30-Jahr-Jubiläum laden wir Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter von CAS dazu ein, in Erinnerungen zu schwelgen und ihre Geschichten mit uns zu teilen. Den Start macht Pino Pilotto.

Wer bist du?

Mein Name ist Pino Pilotto. Ich bezeichne mich gerne als Satelliten. Also als jemanden, der sich auf elliptischen Bahnen bewegt und alle paar Jahre an bestimmten Orten vorbeikommt. Diese Bild passt auch ganz gut zu meiner Verbindung mit CAS: Seit 30 Jahren tauche ich dort auf, wo meine Mitarbeit an Wettbewerben und Projekten, als Berater oder Gutachter, als Organisator von Mitarbeiterausflügen oder Moderator an Podiumsdiskussionen gefragt ist.

Von Haus aus bin ich Architekt – Architekturtheoretiker, wie mich meine Tochter letztens treffend genannt hat. Denn es sind die theoretischen und technischen Aspekte der Architektur, die mich am meisten faszinieren und interessieren. Das sieht man auch an meiner grossen Bibliothek; wobei ich mich nicht als bibliophil, sondern als biblioman bezeichne. Und wer ich auch noch bin: ein Seniorenleichtathlet, der noch aktiv – kurze Strecken nur – läuft, springt und wirft.

«Der starke naturwissenschaftliche Charakter der Architektur gefällt mir. Schön wird sie jedoch erst, wenn dabei auch humanistische Aspekte eine Rolle spielen.»
Pino Pilotto, Architekt, Philosoph, Künstler, Berufsschullehrer, Satellit, Seniorenathlet…

Woher kennst du CAS?

Bei meinem damaligen Arbeitgeber in Altdorf war René Chappuis unser erster Praktikant. Ich half ihm damals beim Zeichnen seiner Diplomarbeit an der ETH. Seine ehemaligen Geschäftspartner waren später zudem Studenten am Abendtechnikum, wo ich mittlerweile unterrichtete.

Gibt es eine besondere Erinnerung an CAS, die du mit uns teilen willst?

Als erstes kommt mir die Zusammenarbeit mit CAS bei der Neugestaltung des Dorfplatzes in Sachseln in den Sinn. Der städtebauliche Eingriff umfasste eine Menge spannender Facetten: Nach einem verheerenden Unwetter ging es darum, den Ort neu zu definieren. Dabei haben wir das Wasser als zentrales Element belassen, das Bächli renaturiert und einen langen Brunnen realisiert. Ich erinnere mich auch noch lebhaft an die Diskussionen, die wir zur Platzierung der Statue von Bruder Klaus geführt haben – ob diese ebenerdig oder auf einem Sockel zu stehen habe usw.

Der österreichische Architekt Adolf Loos hat einmal sinngemäss geschrieben: Man darf nur dann etwas Neues machen, wenn man es besser machen kann. Daran haben wir uns auch in Sachseln gehalten und keine Veränderung um der Veränderung willen, sondern eine städtebauliche Verbesserung realisiert, an der ich heute noch Freude habe.

Was sagt für dich der Slogan von CAS «Mehr als Architektur» aus?

Für mich gibt es nur Architektur und die Abwesenheit von Architektur. Wobei das Wort «nur» falsch gewählt ist, denn zuerst muss man es überhaupt schaffen, wirklich Architektur zu machen. So ist zum Beispiel die Baukunst dem Städtebau mit seinen sozialen, gesellschaftlichen, räumlichen, politischen und anderen relevanten Aspekten unterzuordnen. Wenn das gelingt, dann braucht es kein «mehr». Dann genügt die Architektur allein. Noch mehr zu wollen, wäre meiner Meinung nach eine Hybris, ein allzu grosses Wagnis.

Aber bodenständig wie CAS ist, will sie mit ihrem Slogan bestimmt nicht angeben. Daher verstehe ich es schon, dass das «Mehr als Architektur» den Unterschied zu «Einfach ein Haus bauen» betonen will. So wie es beim Waldpavillon in Willisau nicht nur um einen zweckmässigen Unterstand ging, sondern – über die Funktionserfüllung hinaus – um einen Bau, der seine Umgebung miteinbezieht und sich mit ihr auseinandersetzt. Das ist hohe Kunst und bei diesem CAS Objekt meiner Meinung nach hervorragend gelungen.

Was wünschst du CAS zum Geburtstag und für die Zukunft?

In erster Linie viel Durchhaltevermögen. Es war eine grosse Leistung, ein Unternehmen dieser Grösse und mit diesem Selbstverständnis aufzubauen. Das gilt es zu bewahren und gleichzeitig fit für künftige Herausforderungen zu bleiben. Dabei hilft es bestimmt, dass bei CAS schon immer das Team im Zentrum stand: Man packt gemeinsam an, will zusammen etwas leisten, einander motivieren und mitziehen. Für das alles wünsche ich CAS viel Ausdauer.