Studienwettbewerb Citylink «Giardino» Ebikon
Die Liegenschaften am Rischring 2 mit einem bestehendem Ballastbau des Kantonstrassentunnels sowie einem Bestandsgebäude sollen durch eine Wohn- und Gewerbeüberbauung ersetzt werden. Diese Überbauung soll Miet‑,
Eigentumswohnungen, Gewerbe und eine Tiefgarage enthalten. Die Rahmenbedingungen der Gemeinde für die Arealentwicklung sieht vor, dass mittels eines Projektwettbewerbs ein geeignetes Architekturbüro für die Projektierung und Planung eines massgeschneiderten Projektes eruiert wird.




Städtebau
Die Parzelle 273 in Ebikon befindet sich in prominenter Lage nördlich des Bahnhofs und ist sowohl für den Fussgängerverkehr durch eine südseitige Unterführung als auch für den Langsamverkehr an die nördliche Verkehrsachse angebunden. Das Umfeld des Grundstücks ist geprägt von einer vielseitigen Nachbarschaft: Wohnbauten im Westen, darunter Mietwohnungen und ein Alters- und Pflegeheim; im Norden eine Entsorgungsstelle und eine Privatschule; im Osten Gewerbe- und Industriegebäude mit Potential für zukünftige Wohn- und Gewerbebauten. Die nahegelegene Hangseite im Norden und der angrenzende Bach im Norden der Parzelle runden das Gebiet topographisch ab.
Mit der neuen Zonenordnung ist die Parzelle als Zentrumszone A ausgewiesen und stellt die einzige Parzelle dieser Zone auf der nördlichen Seite des Bahnhofs dar. Während der südliche Bereich des Bahnhofs eine höhere Bebauungsdichte aufweist, fehlt ein signifikantes, visuell prägnantes Bauwerk, das städtebaulich als Wahrzeichen und Orientierungspunkt dienen könnte.


Volumetrisches Konzept
Das Projekt „Giardino“ reagiert auf diese urbane Anforderung mit einer strukturierten Setzung von drei winkelförmigen Baukörpern, die ein harmonisches Ensemble bilden. Die Baukörper sind vier bis sieben Geschosse hoch, wobei ein Höhenversprung zwischen den Einheiten eingeführt wird. Diese Differenzierung der Volumen sowie die baulichen Unterbrechungen erlauben nicht nur eine optimierte Ausnutzung der Besonnung, sondern verbessern auch die Sichtbezüge. Durch die bewusste Gestaltung von Höhenstaffelungen wird eine Variation der Baumassen erzielt, was der Parzelle eine klare Identität im Umfeld verleiht.
Städtebauliche Qualität und Freiräume
Die gezielte Unterbrechung der dominierenden Bauvolumen schafft strukturierte Ankunfts- und Aufenthaltsbereiche, die zur Förderung von Gemeinschaft und urbanem Leben beitragen. Diese durchdachte Anordnung fördert Freiraumqualitäten, die sowohl für die Öffentlichkeit als auch für die Bewohner von grossem Mehrwert sind. Zwei Innenhöfe bieten dabei unterschiedliche Nutzungen und Atmosphäre: Erdgeschossiger Innenhof: Ein offener, durchgehender Hof, der eine Durchwegung für Fussgänger und Fahrräder ermöglicht und als Durchgangsraum eine lebendige Verbindung durch das Quartier schafft. Erhöhter Innenhof: Ein abgeschirmter, privater Bereich, der den Bewohnern Erholungs- und Spielflächen bietet.
Zusätzlich flankieren Grünräume die gesamte Überbauung und fördern so ein angenehmes Mikroklima. Die Anordnung mehrerer Baukörper unterstützt die Durchlüftung der Umgebung und trägt damit zu einem verbesserten Stadtklima bei.



Massstab und Identität
Die volumetrische Setzung und die Nutzungsmischung auf der Parzelle 273 zielen darauf ab, einen neuen Massstab für das Quartier zu setzen, der den Bedürfnissen des modernen Zusammenlebens gerecht wird. Die winkelförmigen Baukörper, kombiniert mit der differenzierten Höhenausgestaltung und der Betonung von Freiräumen, schaffen eine neue städtebauliche Identität für Ebikon. Damit entsteht ein vielfältiges Umfeld, das die Qualität des städtischen Lebensraums steigert und gleichzeitig eine unverwechselbare und einladende Orientierung im städtischen Raum bietet.
Architektur
Die Architektur des Projekts „Giardino“ zeichnet sich durch drei ineinandergreifende Baukörper aus, die gemeinsam ein harmonisches Ensemble bilden und dabei eine zeitgemässe, urbane Wohnqualität bieten.
Das Erdgeschoss wird vorwiegend für Gewerbenutzungen und gemeinschaftliche Bereiche der Wohnbauten genutzt. Die vorgesehenen Gewerbeflächen tragen zur Belebung des Quartiers bei und schaffen wertvolle Begegnungsorte im Erdgeschoss, die sowohl den Bewohnern als auch den Besuchern offenstehen. Für die Wohnnutzungen sind grosszügige Fahrrad- und Kinderwagenräume integriert, was das Gebäude für mobilitätsbewusste Mieter und Familien besonders attraktiv macht.
In den oberen Etagen sind verschiedene Wohnungstypen von 1,5- bis 5,5‑Zimmer-Wohnungen vorgesehen. Die Palette reicht von kompakten Studiowohnungen über Maisonette-Familienwohnungen bis hin zu Mehrgenerationen-Clusterwohnungen, um den unterschiedlichen Wohnbedürfnissen gerecht zu werden. Damit bietet das Gebäude eine breite Auswahl an Wohnformen, die sowohl für Einzelpersonen als auch für Familien und gemeinschaftliches Wohnen geeignet sind.
Die Wohnungen sind wirtschaftlich und flexibel gestaltet und verzichten auf unnötige Flächen wie lange Flure. Küchen befinden sich jeweils am Laubengang, der als sozialer Knotenpunkt dient und die Bewohner dazu einlädt, sich auszutauschen und nachbarschaftliche Kontakte zu pflegen. Gleichzeitig bieten die Grundrisse genug Raum für Privatsphäre, sodass ein modernes, zurückgezogenes Wohnen ermöglicht wird. Wohnungen im Eigentumsstandard geniessen zusätzlich ein höheres Mass an Privatsphäre und sind daher kaum oder nicht an die gemeinschaftlichen Laubengänge angebunden.
Fassadengestaltung und Lärmschutz
Die Fassadengestaltung reagiert auf die umliegende Bebauung und die lärmintensiven Parzellengrenzen: Die Aussenseiten sind durch flächige Fassaden mit Lochfenstern und Loggien charakterisiert, um eine ruhige, geschützte Atmosphäre zu schaffen. Richtung Innenhof öffnen sich die Fassaden grosszügig und bieten einen offeneren, lebendigeren Ausdruck. Schallabsorbierende Massnahmen, wie beispielsweise Loggien und geschützte Fensterflächen, tragen zu einem angenehmen akustischen Umfeld bei und schaffen eine attraktive Wohnqualität.



Nachhaltige und naturnahe Freiraumgestaltung
Die Überbauung legt Wert auf eine ganzjährige, klimatisch und sozial attraktive Aufenthaltsqualität. Naturnahe, heimische Bepflanzungen fördern die lokale Biodiversität und tragen zur städtischen Begrünung bei. Intensiv begrünte Flachdächer und Innenhöfe bieten nicht nur ökologische Vorteile, sondern dienen den Bewohnern auch als Erholungsflächen und fördern das Wohlbefinden. Durch natürliche Beschattungsstrukturen, die von der Vegetation gebildet werden, entstehen Bereiche für Aktivität und Ruhe sowie altersübergreifende Spielflächen für Kinder und Erwachsene.
Soziale Nachhaltigkeit durch Laubengänge und Gemeinschaftsbereiche
Die zentralen Treppenhäuser sind direkt an die Laubengänge angeschlossen und schaffen eine Struktur, die das soziale Leben der Bewohner aktiv fördert. Die Laubengänge bilden wichtige Lebensräume, in denen nachbarschaftliche Beziehungen entstehen und gepflegt werden können. Die Lage der Küchen an den Laubengängen fördert den Austausch und die Kommunikation der Bewohner und schafft so eine offene und gemeinschaftsfördernde Atmosphäre, die gleichzeitig den modernen Anforderungen an Privatsphäre und Rückzug gerecht wird.


Ballastbau
Die Strassenunterführung wird als zentraler Bestandteil in die architektonische Planung integriert, um eine harmonische Verbindung zwischen Bestand und Neubau zu schaffen.
Um die baulichen Anforderungen für eine ruhige und sichere Wohnnutzung zu erfüllen, basiert die bauliche Planung auf den Erkenntnissen aus der vorgängigen Studie. Zur strukturellen und akustischen Abschirmung der Unterführung werden verstärkte Aussenwände und eine Rippendecke vorgesehen, die eine stabile Einhausung formen. Diese baulichen Elemente minimieren die Übertragung von Verkehrslärm und gewährleisten die statische Belastbarkeit. Auf diese Weise wird die Unterführung in das Gebäude integriert, ohne die Wohnqualität zu beeinträchtigen und die Lärmbelastung für die Bewohner erheblich zu reduzieren.
Kunst am Bau
Die freie, zum Bahngleis hin orientierte Wandfläche der Unterführung wird durch ein gezieltes „Kunst am Bau“-Konzept belebt. Die Fassade wird mit einem Werk des Graffiti-Kollektivs „One Truth Bros“ gestaltet, das professionelle Fassadenkunst zur Aufwertung des Stadtbildes und als kreative Ausdrucksform einsetzt. Diese künstlerische Gestaltung fügt sich nicht nur in die urbane Umgebung ein, sondern schafft auch eine visuelle Aufwertung der Fläche und trägt zur Identität des Wohnprojekts bei.
Citylink Immo AG
Arealentwicklung mit Gewerbe und 33 Eigentums- und 71 Mietwohnungen
Studienwettbewerb
2024