Übersicht > Rund um CAS > Auf dem Weg zum Mann
Rund um CAS

Auf dem Weg zum Mann

Vier Jahre Lehre als Zeichner EFZ Fachrichtung Architektur bei CAS. Eine Ausbildung, die Marlon Felber beruflich als auch als Person sehr prägte. Tolle Kollegen, unvergessliche Erlebnisse, und natürlich der Ausbruch von Covid. Marlon nimmt uns mit auf eine Reise durch seine Ausbildung bei CAS.

Der Start im Jahr 2016
Meine Sommerferien neigten sich langsam dem Ende zu und mit jedem Tag, der verging, stieg meine Nervosität. Meine Ausbildung bei CAS stand vor der Tür. Als der Tag endlich gekommen war, machte ich mich auf den Weg ins Büro. Der Arbeitsweg war kein Neuland für mich, denn ich wohnte nur drei Fussminuten entfernt. Ich kannte die Umgebung bestens, was später auch ein Grund dafür war, weshalb ich mich sofort wohl fühlte. Nun, ich öffnete die grosse, schwere Eingangstüre und ging vorsichtig in Richtung des Sekretariates. Eine nette Frau namens Nicole nahm mich in Empfang: «Na bist du nervös»? Ich dachte mir nur: «Das kann doch nicht wahr sein, eine Minute im Büro und schon ist meine Nervosität aufgeflogen». Eigentlich wollte ich mir nichts anmerken lassen. Meine Ausbildnerinnen Fabienne, Anita und Sophie nahmen mich herzlich in Empfang, ebenso Joel, welcher eine wichtige Rolle in meiner Ausbildung einnahm. Joel war mein Oberstift, ein eher ruhiger Mensch, der mich mit seinem enormen Fachwissen beeindruckte. 

Somit startet für mich das erste Lehrjahr. Bald folgte mit der Büroreise nach Wien ein richtiges Highlight. Ich war jung und hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. 

MEINE DAMALIGE VORSTELLUNG VON VERKLEMMTEN, ERNSTEN ARCHITEKTINNEN UND ARCHITEKTEN WAR SPÄTESTENS IM NACHTZUG VERFLOGEN.

Wir hatten eine sehr spassige Hinfahrt. Allein diese Hinreise war es wert, dabei zu sein. Trotz wenig Schlaf und grossem Laufpensum war die Reise sehr spannend, und ich konnte das Team gut kennenlernen. Ausbildungsmässig prasselte viel Neues auf mich ein, in den zwei ÜK (Überbetriebliche Kurse) schnupperte ich Bauluft. Ich lernte extrem viel, vermochte jedoch noch nicht, alles richtig zuzuordnen. Bevor ich in meine wohlverdienten Sommerferien ging, luden meine Ausbilderinnen, Fabienne und Sophie, meine Eltern zu einem Rückblicks-Gespräch ein. Das war gleichzeitig der Startschuss für mein zweites Lehrjahr.

Die Doppelbelastung

Mit meinem zweiten Lehrjahr startete sogleich auch die Berufsmatura. Somit hatte ich ab sofort mit der Berufsschule und der Berufsmatura eine schulische «Doppelbelastung». Das Wort kenne ich bestens aus dem Fussball. Denn ich spiele Fussball beim SCOG (Sportclub Obergeissenstein). Der Fussball ist für mich eine Art Lebenselixier. Zum einen spiele ich den Sport sehr gerne, zum anderen schaue ich fast täglich Fussballspiele, ich lese Bücher über verschiedene Taktiken und lese jede neue Nachricht, welche die Fussballwelt betrifft. 

Doch zurück zur Arbeit: Ich durfte nun vermehrt in diversen Architekturprojekten mitzeichnen und so wertvolle Erfahrungen sammeln. Tauchten Fragen auf, half mir Joel weiter. Oder Manfred, der nun gemeinsam mit Sophie für die Betreuung der Lehrlinge zuständig war. Neben weiteren ÜK durfte ich nun auch Schnupperlehrlinge betreuen, was mir sehr gefiel. Am Ende dieses lehrreichen Jahres ging es auf Schulklassenreise nach Scuol. Es wurde gezeichnet, gelernt, gelacht und Bier getrunken, so wie das 18-Jährige gerne machen. 

Oberstift und Auto fahren

Im dritten Jahr war es dann soweit, ich war nun der Oberstift. Als ich mein neuen Unterstift, Manuel zum ersten Mal sah, war ich etwas verwirrt. Ich fragte mich: »Wer ist denn das?» Doch dann fiel mir ein, dass es sich um den Jungen handeln musste, der vor einem guten halben Jahr bei uns eine Schnupperlehre absolviert hatte, jedoch damals zwei Köpfe kleiner war und eine hohe Stimme hatte. Jetzt stand er vor mir, mindestens einen Kopf grösser als ich und mit einer sehr tiefen Stimme ausgestattet. Als Oberstift folgte ich Joel und ich hatte mir den Vorsatz genommen, das Amt mindestens annähernd so gut zu machen, wie er. Das Jahr startete mit einem CAS-Bowling. Wie auch der spätere Neujahrsevent, das Eisstockschiessen oder der alljährliche Grillabend waren diese Teamanlässe stets ein Highlight.

Marlon ist gut in Fahrt

Ich arbeitete nun viel mit Andi zusammen. Als erfahrener Architekt vermittelte er mir wertvolle Tipps bezüglich Architektur und ArchiCAD. Wissen, das ich in Zukunft gut nutzen kann. Unsere diesjährige Projektwoche fand in Wien statt, zwei Jahre nach meiner ersten Reise dorthin mit CAS. Der Trip mit meinen Schulkameraden war genauso gut wie damals jener mit CAS. Die Stadt Wien steht für mich dank diesen beiden Reisen als eine Art Symbol für meine Ausbildung. 

Kurz vor den Sommerferien, schaffte ich mit der Autoprüfung einen weiteren Meilenstein in meinem noch jungen Leben.

Wien, die neue Lieblingsstadt von Marlon
DIE CAS GRUPPE FEIERTE IHREN 25 GEBURTSTAG. ZUM VERGLEICH: ICH KAM ERST FÜNF JAHRE NACH DER UNTERNEHMENSGRÜNDUNG AUF DIE WELT.

Turbulentes Abschlussjahr

Mein letztes Lehrjahr begann auch sogleich mit einer neuen Ausbildnerin, Andrea. Gestartet ist mein Abschlussjahr mit der CAS-Jubiläumsreise in Fribourg. Die CAS Gruppe feierte ihren 25 Geburtstag. Zum Vergleich: Ich wurde erst fünf Jahre nach der Unternehmensgründung geboren. 

Nun startete das siebte Semester, welches voll und ganz unserer Projektarbeit gewidmet war. Wir hatten ein kleines Häuschen zu planen, inmitten der Stadt Luzern. Ich war voll motiviert, unter anderem auch deswegen, weil es sich im Verlauf meiner Ausbildung herauskristallisiert hatte, dass ich später Architektur studieren will. 

Die Leidenschaft für Architektur entdeckt

Nach ein paar Wochen erwischte ich leider zum ungünstigsten Zeitpunkt eine unangenehme Krankheit. Wegen des Pfeifferschen-Drüsenfiebers war ich über drei Monate nicht im Stande zu arbeiten. Ich konnte meine Projektarbeit nur im Sparmodus beenden und musste häufig in einem sehr unwohlen Gesundheitszustand daran arbeiten. 

UND DANN KAM DIE COVID-19-PANDEMIE!

Als es langsam besser wurde, kam die Covid-19 Pandemie. Ausgerechnet in unserem letzten Semester vor unserer QV (Qualifikationsverfahren). Ich arbeitete ab sofort nur noch von zuhause aus. Für die Arbeit stand ich in enger Verbindung mit Andrea. Der Schulunterricht erfolgte digital über den Computer – alles war eine grosse Umstellung, was ich aber auch als sehr spannend empfand. Ich richtete mich in unserem alten Bad ein, welches wir schon vor einigen Jahren in ein Büro umfunktioniert hatten. Im Vergleich zu vielen anderen Schülern, hatte ich zuhause ziemlich gute Arbeitsbedingungen. 

Leider herrschte aber sehr lange Unklarheit, wie unsere QV ablaufen oder allenfalls abgesagt wird. Es war nicht nur für uns Schüler eine schwierige Phase, sondern auch für alle Lehrer, die unterrichten mussten, ohne zu wissen wie es weiter geht. Endlich wurde klar, dass nur eine praktische QV stattfinden wird und der schriftliche Teil ausfällt. Wir Schüler waren froh, und jene, die in der Berufsmatura steckten, waren zusätzlich erleichtert. Denn wir mussten gleichzeitig noch unsere Maturaarbeit erarbeiten. Wir verfassten unsere Maturaarbeit zum Thema Urbanisierung zu dritt. Ein Architekturthema, das mich sehr interessiert. Ich arbeitete mittlerweile wieder im Büro, zu einem Präsenz-Unterricht in der Schule kam es jedoch bis zum Schulende nicht mehr. Das QV ist schlussendlich gut verlaufen und ich bekam wenige Wochen später positiven Bescheid. Mit einem gemütlichen Abschlussapéro-Abend in meinem Garten durfte ich meine Berufslehre als Zeichner abschliessen.

Ich kam als junger, 16-jähriger, pubertierender Junge und ging als 20-Jähriger, zumindest ziemlich erwachsener Mann.

Ich möchte mich ganz herzlich bei der CAS-Gruppe bedanken. Es war eine super Erfahrung hier meine Berufslehre zu absolvieren. Trotz einigen Turbulenzen war es eine sehr schöne Zeit, in der ich sehr viel lernen konnte. Ich danke allen, die mich auf meinem Weg unterstützt haben. 

Marlon Felber, Luzern, 07. Juli 2020